Im Sommersemester 2025 hat Univ.-Prof. Dr. Christian Schneider die Professur für Deutsche Literaturgeschichte älterer Epochen am Deutschen Institut übernommen. Das Team des Dekanats heißt ihn am FB 05 herzlich willkommen und freut sich auf die Zusammenarbeit.

Was begeistert Sie an Ihrem Fach?

Mein Fach, die Ältere deutsche Literatur, lehrt mich immer aufs Neue die Nicht-Selbstverständlichkeit der Dinge; in wie hohem Maße das Selbst- und Weltverhältnis von uns Heutigen (als Individuen, als Gesellschaft) zeitabhängig und kulturell bedingt ist. Es könnte so, aber auch ganz anders aussehen. Ein aktuelles Beispiel? Soziologische Analysen konstatieren für die westlichen Gegenwartsgesellschaften ein Programm der Verfügbarmachung von allem und jedem. Mittelalterliche Texte denken über das Verhältnis von Verfügbarkeit und Unverfügbarkeit nach, engagiert und anregend, bis heute. Solche Spuren von der Gegenwart in die Vergangenheit und wieder zurück zu verfolgen, ist ein Gewinn und macht mir große Freude.

Was ist Ihre Lehrphilosophie?

‚Philosophie‘ ist ein anspruchsvoller Begriff. Wichtig ist mir in meinen Lehrveranstaltungen eine offene Atmosphäre. Ich möchte, dass die Studierenden sich wertgeschätzt fühlen. Umgekehrt wünsche ich mir von den Studierenden, neben einer sorgfältigen Vorbereitung, ein offenes Interesse an den Unterrichtsgegenständen und der gemeinsamen Arbeit im Seminar. Es sich nicht leicht machen – den Anspruch habe ich an mich und ebenso an die Studierenden.

Was begeistert Sie an Mainz?

Die Freundlichkeit und Aufgeschlossenheit seiner Bewohnerinnen und Bewohner – zumindest nehme ich es so wahr. Ich kenne nicht viele Orte, an denen man sich in einem Restaurant oder Wirtshaus an einen Tisch setzt, und eins, zwei, drei ist man mit den Nachbartischen im Gespräch (wenn man es möchte).

Was begeistert Sie an der JGU?

Ihre Fächervielfalt und die Vielzahl an Gesprächspartnerinnen und -partnern; wie viele Angebote und Initiativen, akademischer und nichtakademischer Art, es gibt (Vorträge, Tagungen, Ausstellungen, Gesprächskreise, Konzerte, Feste…); die Lebendigkeit des Campus, der nicht nur ein Ort zum Arbeiten, sondern auch ein Lebensraum ist; der Botanische Garten, die Tischtennisplatten und der Frohnibär-Eisautomat vor dem Philosophicum. Die Liste könnte lang werden.

Was machen Sie zum Ausgleich?

Ich schwimme gern und bewege mich gerne draußen in der Natur (wandernd, radfahrend, spazierengehend). Früher habe ich auch viel Tennis gespielt und Musik gemacht (ich spiele Geige), inzwischen leider viel zu selten – beides Gegenstände jährlich sich erneuernder guter Vorsätze…

Was geben Sie bei Konferenzen/Veröffentlichungen als Kurzbiografie an?

Christian Schneider, Studium der Germanistik und Mittleren und Neueren Geschichte an der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg; 2007 Promotion, 2018 Habilitation in Heidelberg; von 2014 bis 2020 Assistant Professor, dann Associate Professor of German an der Washington University in St. Louis; von 2021 bis 2025 Professor für Kulturwissenschaftliche Mediävistik an der Universität Osnabrück; seit 2025 Professor für Deutsche Literaturgeschichte älterer Epochen an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz; Forschungsinteressen: diachrone Erzählforschung, Poetik und Fiktionstheorie, literarische Anthropologie, Rezeptions- und Wissensgeschichte.